Ärzteprotest gegen die Propagierung der "Anti-Baby-Pille"
Denkschrift an das Bundesministerium für Gesundheitswesen zur Frage der derzeitigen öffentlichen Propaganda für Geburtenbeschränkung
Es ist einfach in der Welt so eingerichtet, dass die
grundsätzliche Achtung der letzten Gesetze und Rechte des Lebens zugleich der
Selbsterhaltung am dienlichsten ist.
Die letzte verantwortliche Frage ist nicht, wie ich mich heroisch aus der Affäre
ziehe, sondern wie eine kommende Generation weiterleben soll.
Dietrich Bonhoeffer
Inhalt dieses Heftes:
A. Bericht über Anlass und Auswirkung dieser Initiative der Ärzte.
B. Die "Ulmer Denkschrift" im Wortlaut.
C. Liste der mitunterzeichnenden Professoren und Chefärzte von Frauenkliniken.
D. Nachwort zur dritten Auflage
Herausgeber: Aktion Sorge um Deutschland e. V. 61 Darmstadt-Eberstadt, Postfach 29
A. Anlass und Auswirkung dieser Ulmer Denkschrift
Ernste, persönlichste Sorge und Verantwortung spricht aus
den deutlichen Worten dieser "Ulmer Denkschrift". Über 400 Ärzte
haben 1964 darin protestierend "gegen die derzeitige öffentliche
Propaganda für Geburtenbeschränkung und die wachsende Sexualisierung unseres
öffentlichen Lebens" Stellung genommen.
Die Beobachtung und Beurteilung einer der "fundamentalsten Lebensfragen
unserer Nation und unserer ganzen Welt" trägt die Unterschrift von 45
Professoren von denen 25 eine Professur für Frauenheilkunde innehaben, darunter
die Leiter der Universitätsfrauenkliniken von Freiburg, Heidelberg, Kiel und Tübingen.
Die Verfasser des Memorandums weisen ausdrücklich darauf hin, dass
"zwischen körperlichen, geistig-seelischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftspolitischen Vorgängen unlösbare Wechselwirkungen bestehen, auch
da, wo der Fragenkomplex nicht unmittelbar medizinischen Charakter hat ..."
Aus dem Begleitschreiben
In einem vom Ehrenpräsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen
Bundesärztetages Prof. D. Dr. H. Neuffer mit unterzeichneten Begleitbrief an
Professoren und Kollegen werden die ethischen Motive, die zu der Denkschrift geführt
haben, dargelegt:
Es ist noch keine 20 Jahre her, seit unsere Ärztekammern in feierlicher Form
die Trennung von Arzttum und Moral im politischen Bereich verurteilten, weil der
politische Materialismus den Arzt zu seinem Funktionär zu machen suchte und ihn
unter der Parole der Erhaltung der eigenen Rasse zum Handeln gegen das Leben und
gegen seinen hippokratischen Eid zwingen wollte.
Heute will man unter Zuhilfenahme des öffentlichen Druckes der Massenpresse und
des Fernsehens den Arzt zum Funktionär des wachsenden sexuellen Materialismus
degradieren durch die Forderung, dass die sog. "Antibabypillen" auch
ohne ärztliche Indikation an unverheiratete Frauen und an Mädchen ausgegeben
werden sollen.
Aus dem Diener des Lebens würde so der Bedienstete des Sich-auslebens, dessen
Aufgabe es ist, durch ein Privatrezept jedermann unverbindliche und folgenfreie
sexuelle Beziehungen zu ermöglichen und dabei vor allem die von der Schöpfungsordnung
her damit verbundene Möglichkeit der Entstehung neuen menschlichen Lebens zu
verhindern.
Eine derartige Verdienstquelle würde dem Arzttum mit Recht die Achtung der Öffentlichkeit
nehmen und den hippokratischen Eid der Lächerlichkeit preisgeben ...
Eine tatsächliche Kontrolle der Ovulationshemmer und aller weiteren derartigen
Mittel ist nur denkbar, wenn es gelingt, eine gemeinsame ärztliche Haltung im
Sinne der hippokratischen Verpflichtung der Förderung und Erhaltung des Lebens
in der Ärzteschaft aufrecht zu erhalten. Eine solche gemeinsame Haltung aber
ist nur möglich aus einer Gesamtschau aller von dieser Frage betroffenen
Lebensgebiete und aus einer neuen Besinnung auf das Menschen- und Weltbild, das
echtem ärztlichem Handeln zugrunde liegt.
Dazu will die beiliegende Denkschrift anregen. Sie behandelt deshalb bewusst
nicht nur einen medizinischen Teilaspekt des ganzen Fragenkomplexes ..."
Die Debatte ist erst eröffnet
Der Appell eröffnete eine notwendige Debatte, die weit über die Grenzen
unseres Landes hinausgeht.
Neben heftiger Kritik im Inland, z.B. aus dem Leitungskreis der Evg. Konferenz für
Familien- und Lebensberatung, findet die "Ulmer Denkschrift" wachsende
Zustimmung in Fachärztekreisen aus West und Ost und internationalen
Berufsvereinigungen. Aus zahlreichen Ländern Europas, Asiens, auch aus
Latein-Amerika von einzelnen Persönlichkeiten und Gruppen kam ermutigende
Zustimmung an die Initiatoren.
Unter Berücksichtigung der seit 1956 fortgeschrittenen Entwicklung fand auf dem
19. Deutschen Therapiekongreß in Karlsruhe im September 1967 eine erneute
Beratung über akute Probleme "verantwortlicher Elternschaft", zu
denen ja auch die sog. Antibabypillen-Diskussion gehört, statt.
Dabei wurde von berufener Seite darauf hingewiesen: "Es muss die Frage
gestellt werden, ob die allzu große Vereinfachung des Liebeslebens und die
durch den Konsumgenuss völlig gewandelte Sexualität nicht zu einer
Perfektionierung, Bagatellisierung und Nivellierung der letzten Phase
einer erfüllten Liebe führen."
"Dem Arzt fällt die Aufgabe zu, als mahnender und warnender Helfer
aufzutreten, um den 'reißenden Strom' zu lenken und zu dämmen."
Wer bereit ist, auf die Weisung und Warnung des Arztes zu hören, der sollte
auch den Wortlaut der "Ulmer Denkschrift" an das Bundesministerium für
Gesundheitswesen kennen und den Inhalt bedenken.
Horst-Klaus Hofmann
Die Ulmer Denkschrift im Wortlaut
DER VORSTAND
DER ÄRZTESCHAFT
DES KREISES ULM
79 Ulm-D., im Juni 1964
Paradiesgasse 5
An das Bundesgesundheitsministerium
z.Hd. v. Frau Bundesministerin
Dr. jur. Schwarzhaupt
53 Bonn
Betr.: Antrag zur Frage der derzeitigen öffentlichen Propaganda für Geburtenbeschränkung
Sehr verehrte Frau Ministerin,
Antrag
die unterzeichneten Ärzte haben mit großer Sorge Kenntnis genommen von der
wachsenden öffentlichen Propagandawelle für Empfängnisverhütung und
Geburtenbeschränkung, der sich nach den Veröffentlichungen der Presse und der
Illustrierten auch führende Persönlichkeiten der Bundesrepublik nicht
verschlossen haben.
Aus einer in der Zeitschrift "Constanze" abgedruckten Äußerung
Ihrerseits haben wir entnommen, dass beabsichtigt sei, die
"Polizeiverordnung" über das Verbot der öffentlichen Werbung für
empfängnisverhütende Mittel abzuschaffen. D.h. also, wenn wir recht verstanden
haben, soll der § 184 des Strafgesetzbuches entsprechend geändert werden.
In zahlreichen anderen Veröffentlichungen, sind eine große Anzahl angeblicher
Äußerungen von Frauenärzten und anderen Persönlichkeiten abgedruckt, in
denen u.a. die unbeschränkte Abgabe von solchen "Antibabypillen"
gefordert wird. Dabei soll die Leiterin des staatl. Gesundheitsamtes Berlin
sogar die Abgabe auf Krankenkassenkosten gefordert haben und Prof. Lax aus der
Univ.-Klinik in Berlin habe laut Bericht der Bildzeitung, der FAZ und anderer
Zeitungen (siehe Anlage) die Forderung aufgestellt, die Pillen als Mittel gegen
die Abtreibungsseuche auch an junge Mädchen abzugeben.
Die unterzeichneten Ärzte erheben hiermit in aller Form Protest gegen diese den
medizinischen und ethischen Ordnungen des ärztlichen Berufs zuwiderlaufende Art
und Weise, dieses schwierige Problem zu behandeln.
Der unlösbare Zusammenhang und die intensive Wechselwirkung zwischen körperlichen,
geistig-seelischen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Vorgängen
zwingt uns zu diesem ganzen Fragenkomplex Stellung zu nehmen auch dort, wo er
nicht unmittelbar medizinischen Charakter hat, weil seine negativen Auswirkungen
die körperliche und seelische Gesundheit und die Zukunft unserer Patienten und
unseres ganzes Volkes bedrohen.
Wir bitten Sie deshalb, das ganze Problem in Zusammenarbeit mit verantwortlichen
Fachleuten der verschiedenen Lebensbereiche unter allen geistigen, moralischen,
biologischen, politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten durchzuarbeiten,
so dass Ärzteschaft und Gesundheitsministerium zu gemeinsamen Vorstellungen und
Richtlinien kommen, die den Gegebenheiten der natürlichen Schöpfungsordnung
ebenso entsprechen, wie den besten Traditionen abendländischer Gesittung.
Insbesondere bitten wir folgende Forderungen unsererseits in diesem Zusammenhang
den entsprechenden staatlichen Stellen gegenüber zu vertreten:
Schwerpunkte
1. Das Bundesgesundheitsministerium möge nach geeigneten Wegen suchen, um
die wirklichen Ursachen der Abtreibungsseuche zu bekämpfen, die nicht in einer
mangelnden Propaganda für "Antibabypillen" zu suchen sind, sondern in
der ungehemmten öffentlichen und privaten Sexualisierung und der Zersetzung der
sittlichen und moralischen Substanz unseres Volkes.
2. Der § 184 des Strafgesetzbuches, in dem die Werbung für empfängnisverhütende
Mittel verboten ist, soll weiter bestehen bleiben.
Insbesondere soll auch dafür Sorge getragen werden, dass die indirekte Art und
Weise, wie moderne Massenblätter dieses Verbot in aller Öffentlichkeit übertreten,
indem sie Photographien der betr. Arzneimittelpackungen und entsprechende
Berichte veröffentlichen, unterbunden wird. (Siehe Spiegel vom 26.2.64).
3. Die strenge Rezeptpflicht der sog. "Antibabypillen" muss unter
allen Umständen gewahrt werden, um dem Missbrauch zur weiteren Aufweichung
unserer Ehe- und Familienordnung vorzubeugen.
4.Das Bundesgesundheitsministerium möge sich energisch dafür einsetzen, dass
die operative Sterilisation ohne dringenden ärztlichen Grund nach wie vor
verboten bleibt.
Die unterzeichneten Ärzte begründen diesen Antrag wie folgt:
Begründung Teil I
Wesen der Sexualität und ihre Degeneration
1. Die schöpferischen Kräfte und Energien des Menschen sind im
biologischen und geistigen Bereich eng miteinander verbunden. In ihnen liegen
die stärksten Potenzen und größten Möglichkeiten für die Erschaffung,
Entwicklung und Erhaltung der Persönlichkeit und der Kultur. Bereits 1934
zeigte der englische Historiker J.D. Unwin in einer ausführlichen Untersuchung
aller bisherigen großen Kulturen in seinem Werk "Sex and Culture" die
vitale Bedeutung der positiven oder negativen Verwendung der schöpferischen
Energien der Einzelnen und der Gesellschaft auf. Er kam auf Grund dieser
Untersuchung zur Überzeugung, dass von dem disziplinierten oder zuchtlosen
Einsatz dieser von ihm als "Sozialenergie" bezeichneten Kräfte bisher
Aufstieg und Untergang aller Kulturen abhing.
2. Während wir diese Gesetzmäßigkeiten des Lebens leichtfertig immer mehr missachten
in ihrer Bedeutung für den Einzelnen und das ganze Volk, und unser christlich
abendländisches Erbe zerstören lassen im Sinne der kommunistischen Strategie,
die die Aufweichung der "bürgerlichen Moral" als eine Voraussetzung für
die kommunistische Machtübernahme ansieht, werden in Sowjetrußland und
Rotchina diese geschichtsbildenden Faktoren immer stärker in ihrer Bedeutung
erkannt und bewusst in die ideologisch politische Planung der Weltrevolution
eingebaut.
3. Die Vorstellung, dass der Sinn des menschlichen Lebens in "Wohlstand und
Lebensgenuss" liege, ist zum Leitbild für den größten Teil unseres
Volkes geworden. Diese Meinung ist so selbstverständlich, dass die Politiker
auf die von der Zeitschrift "Constanze" gestellte Frage nach dem
"Recht auf ein glückliches Sexualleben" gar nicht mehr auf die Idee
kamen, dass auch auf diesem Sektor alle "Rechte" sich letzten Endes
nur aus den damit verbundenen Pflichten begründen lassen.
Denn der Dienst der Erschaffung, Entwicklung und Erziehung, der jedem Einzelnen
von uns durch Eltern und die Gemeinschaft des Volkes geleistet wurde, bedeutet
zuallererst für jeden die unausweichliche Verpflichtung, ebenfalls die
Verantwortung für das Leben der kommenden Generationen zu übernehmen, ehe vom
"Recht auf Glück" oder vom "Recht auf den eigenen Körper"
gesprochen werden kann.
4. Die Tatsache, dass der Nat. Sozialismus diese Erkenntnisse und Grundgesetze
des Völkerlebens zu machtpolitischen Zwecken missbrauchte, setzt sie keineswegs
in ihrer Realität außer Kraft und rechtfertigt auf keinen Fall die heutigen
entgegengesetzten Entartungserscheinungen.
5. Das Wesen der Geschlechtlichkeit ist beim Menschen die völlige Einswerdung
von zwei Menschen in einer körperlich-seelischen-geistigen Lebensgemeinschaft.
Sichtbarer Ausdruck der Unlösbarkeit dieser Verbindung zwischen Mann und Frau
ist das Kind, das in seiner neuen Existenz die unteilbare Einheit beider
Elternteile biologisch verkörpert. Ihr Sinn ist deshalb die Erhaltung der
menschlichen Art und die Gemeinschaftsbildung.
Der einseitige und selbstsüchtige Missbrauch entwürdigt und zerstört die
menschliche Persönlichkeit und die Gemeinschaft.
6. So wie alle ständigen übersteigerten Reize auf den menschlichen Körper zunächst
zu einer Hypertrophie der betr. Organe und Eigenschaften führen und dann zu
ihrer Degeneration, sind auch die meisten Formen der "modernen"
Sexualität mit ihren Übersteigerungen und Perversionen krankhaft
zivilisatorische Kunstprodukte. Die üblich gewordene Herabwürdigung der schöpferischen
Kräfte des Menschen zu privaten Suchtzwecken und zur körperlichen Ausbeutung
des Nebenmenschen ist deshalb keineswegs "naturbedingt".
Sie ist in Ihrer Überzüchtung weder in ihrer heterosexuellen noch in ihrer
homosexuellen Form im allgemeinen angeborene Veranlagung, sondern in den
allermeisten Fällen das Ergebnis falscher Umwelteinflüsse und falscher persönlicher,
sozialer oder weltanschaulicher Einstellung und Verhaltensweise.
Aus falschen Einzelerlebnissen entwickeln sich falsche Gewohnheiten und aus
falschen Gewohnheiten ein perverser Charakter..
Begründung Teil II
Die wirklichen Ursachen der Abtreibungsseuche
7. Einen entscheidenden Anteil an den Fehlentwicklungen und der
Abtreibungsseuche hat die heute übliche Sexualisierung des öffentlichen
Lebens. Hierzu gehört insbesondere:
a) Die hemmungslose propagandistische Ausnützung des weiblichen Körpers und
sexueller Reize zu Reklamezwecken und jeder Form üblicher Geschäftemacherei in
Wirtschaft, Theater, Film, Fernsehen, Illustrierten, Büchern usw.
b) Die offene Propaganda für Nacktkultur und der systematisch betriebene Abbau
des natürlichen Schamgefühls, durch den modernen Entblößungstrend, der sich
in Bädern und Schönheitskonkurrenzen usw. zeigt. (Siehe der Film "Das
Schweigen", "Mondo nudo", "Ich lebte wie Eva" usw.)
c) Die heute übliche Form einer rein "wissenschaftlichen", wertfreien
Aufklärung über die äußerlichen Vorgänge bei der Entstehung des
menschlichen Lebens und alle möglichen Details der Sexualität, die so tut, als
ob es hier keine Geheimnisse mehr geben könne und geben dürfe. Eine Aufklärung,
die statt die Ehrfurcht vor dem von keinem Wissenschaftler in seinem innersten
Wesen erklärbaren Geheimnis der Entstehung eines Menschen zu wecken, die
Ehrfurchtslosigkeit und den Zynismus erzeugt, und die letzten Hemmungen und
Schranken auf diesem Gebiet zerstört.
d) Ein Teil dieser wertfreien Aufklärung und damit der öffentlichen
Sexualisierung ist die öffentliche Propaganda für Verhütungsmittel, wie sie
bei uns jetzt einreißt.
e) Erklärungen von Ärzten, Politikern und sogar Geistlichen, die
pathologisches Sexualverhalten beim Einzelnen und in der Gesellschaft nur
deswegen für "erlaubt" erklären, weil so viele der Bevölkerung ein
pathologisches Verhalten angenommen haben. Sie glauben deshalb, man müsse die
Normen von richtig und falsch, gesund und krank, recht und unrecht, denen
zuliebe ändern, die ihre Abartigkeit idealisieren.
Sie glauben, das sog. Recht auf "ein glückliches Geschlechtsleben"
sei wichtiger als Zukunft und Bestand des ganzen Volkes.
f) Zerstörung der Familie durch eine falsche Steuer- und Lohnpolitik von Staat,
Wirtschaft und Gewerkschaften. Auszahlung zu hoher Löhne an Jugendliche, die
zum Missbrauch des Geldes für persönlichen Lebensgenuss geradezu anreizen und
gleichzeitig grobe Benachteiligung des Familienvaters und insbesondere der
kinderreichen Familie durch indirekte Steuern auf die Verbrauchsgüter und ungenügenden
Wohnraum. Vernachlässigung der Kinder (Schlüsselkinder) durch Frauen- und Mütterarbeit
und schlechtes, geistig-moralisches Milieu an vielen Arbeitsstätten.
g) Öffentliche Verhöhnung der Keuschheit in den meisten sog. kulturellen
Produkten unserer Zeit in Film, Theater, Presse und Fernsehen. Bagatellisierung
des vor- und außerehelichen Verkehrs.
8. All diese Erscheinungen helfen mit, das normale Empfinden und Verhalten zu
pervertieren. Die von ihrem wesentlichen Sinn gelöste Sexualität wird zur
Sucht der Abreaktion und verlangt nach Befriedigung vor, in und außerhalb der
Ehe. Die voreheliche Geschlechtsgemeinschaft verkehrt in den meisten Fällen das
natürliche Verlangen einer gesund empfindenden Frau nach Kindern in die Angst
vor dem Kind.
Genau so wirkt die hemmungslose als "Recht" proklamierte Sexualität
in der Ehe. Die gegenseitige Achtung wird zerstört und dann letztlich oft die
Ehe durch Misstrauen und Eifersucht auf Grund der Erfahrungen miteinander vor
und in der Ehe ruiniert.
9. Eine weitere Folgeerscheinung ist der Verlust der Ehrfurcht vor dem keimenden
Leben und damit auch der Achtung vor der Entstehung des eigenen Lebens und der
Dankbarkeit und Liebe zu den Eltern. Und hier, nicht in einem Mangel an
sexueller Aufklärung oder an Antibabypillen, liegt die eigentliche Ursache für
die Abtreibungsseuche, diesem fortgesetzten Massenmord am menschlichen Leben, für
den in den allermeisten Fällen im Zeichen des wirtschaftlichen Aufstieges keine
sozialen, finanziellen oder ethischen Gründe mehr verantwortlich gemacht werden
können.
10. Die Idee, die Abtreibungsseuche durch öffentliche Propaganda für
"Antibabypillen" oder gar durch Fernseh- und Schulaufklärung über
Verhütungsmittel (Dänemark, Berlin und Norwegen) zu bekämpfen, ist deshalb
ein geistiger Kurzschluss, der Ursache und Wirkung verwechselt. Denn wie unter 7
d bereits ausgeführt wurde, ist gerade diese Propaganda ein Teil der öffentlichen
Sexualisierung. Darum stellt diese "Hilfe" die übelste Form einer
symptomatischen Therapie dar, die das Grundleiden vergrößert, indem sie seine
Symptome zu bekämpfen sucht.
11. Eine wahllose Ausgabe solcher Tabletten würde außerdem bei vielen weiteren
Frauen und Mädchen in- und außerhalb der Ehen die letzten Bremsen gegen den
modernen Sexualisierungstrend beseitigen mit allen medizinischen, sozialen und
politischen Konsequenzen. Wir kennen diese Hemmungslosigkeit ja bei manchen Fällen
nach Sterilisation.
Begründung Teil III
Das Problem der Überbevölkerung
1. Das Problem der Überbevölkerung ist kein deutsches Problem, sondern vor
allem ein Problem der jungen farbigen Völker. Deutschland und Österreich
stehen in der Zahl der Geburten an letzter Stelle und unser Problem ist die Überalterung,
aber nicht der Geburtenüberschuss
Trotz des Zuwachses an Heimatvertriebenen und Flüchtlingen benötigen wir heute
über eine Million Gastarbeiter, um unsere Arbeitsplätze zu besetzen. Es gibt
zu wenig Lehrlinge, zu wenig Schwestern und Pfleger, zu wenig Hausgehilfinnen,
zu wenig Lehrer und Pfarrer, zu wenig gute Ausbilder in der Bundeswehr usw.
Jugend ist Mangelware und die Wirtschaft reißt sich deshalb mit immer höheren
und ungesünderen Angeboten um die junge Generation, die kein Lebensrisiko mehr
eingehen muß und deshalb oft charakterlich verdorben wird. Es entwickelt sich
dadurch bei vielen eine so materialistische Haltung, dass die Notwendigkeit für
das Volksganze auch - wenn nötig - große Opfer zu bringen, für die meisten
nur noch als Dummheit erscheint.
2. Die Möglichkeit, ohne scharfe Kontrollen "Antibabypillen" zu
bekommen, konnte bei der bereits jetzt bestehenden Geburtenunterbilanz
Deutschland in ein sterbendes Volk verwandeln. Denn es ist anzunehmen, dass zunächst
ein großer Prozentsatz aller Kinder nicht bewusst gewollt waren, sondern erst
später von ihren Eltern wirklich erwünscht und innerlich angenommen werden.
3. Die Frage, inwieweit bei der Überbevölkerung in Asien, Afrika und Südamerika
- also bei den farbigen Völkern - empfängnisverhütende Tabletten eingesetzt
werden müssen, um ein Davonlaufen der Geburtenziffern als Folge der ärztlichen
Hygiene gegenüber der Nahrungsmittelproduktion und dem industriellen Aufbau zu
verhindern, erfordert eine genauere Prüfung.
Denn der jetzige Versuch, dieses Problem durch öffentliche Propaganda für
Antibabypillen, Sterilisation oder gar Abtreibung zu meistern, hat gerade in den
jungen Völkern möglicherweise noch katastrophalere seelische, biologische und
moralische Auswirkungen als bei uns.
Nicht nur die Zunahme der Geschlechtskrankheiten und der Zerfall der eigenständischen
Ordnungen, sondern die staatlich geförderte Hemmungslosigkeit und die sexuelle
Suchtbildung auf breiter Ebene werden die Folgen von Maßnahmen sein, die
Selbstzucht und Sauberkeit im Sexualbereich unnötig machen.
Eine Entwicklungshilfe, die nur zu hygienisch-medizinischen und materiellen
Fortschritten führt, aber nicht zur Entwicklung verantwortlich handelnder
Menschen und einer auf der Selbstbeherrschung des Einzelnen beruhenden
demokratischen Ordnung, muss zwangsläufig mehr Probleme schaffen, als sie löst
und wird als Fass ohne Boden für uns zu einem ausgesprochenen Bumerang.
4. Es ist deshalb nicht unsere Aufgabe, aus einem rein äußerlichen technischen
oder gar chemisch-wirtschaftlichen Denken heraus den farbigen Völkern Methoden
zur Lösung des Geburtenproblems aufzudrängen, die ihren besten Traditionen und
Vorbildern zuwider laufen. Sonst setzen wir uns erneut der Gefahr aus, dass man
uns beschuldigt, in den Farbigen nach wie vor Menschen niederster Klasse zu
sehen, die gar nicht fähig sind, sich zu sauberen und verantwortungsbewussten
Persönlichkeiten zu entwickeln.
Es ist die Verantwortung der Elite der farbigen Völker, selbst den richtigen
Weg zur Bewältigung dieser Frage zu entwickeln. Es mag in dem Zusammenhang von
Interesse sein, dass Gandhi von seinen Landsleuten voreheliche Abstinenz, Spätehe
und zeitweise Enthaltsamkeit in der Ehe als besten Weg zur Geburtenbeschränkung
forderte. Sein Enkel Rajmohan Gandhi vertritt ähnliche Vorstellungen und
startete jetzt einen vielbeachteten Feldzug zur charakterlichen Entwicklung der
indischen Nation.
Für uns als verweichlichte Europäer mögen solche Forderungen utopisch klingen
und insbesondere wir Ärzte sind uns klar, dass ein solches Fernziel mit der
heutigen landläufigen Wirklichkeit in keiner Weise übereinstimmt.
Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass in Vergangenheit und Gegenwart
viele Menschen in Asien und Europa den Beweis erbrachten, dass solche
Forderungen im Einzelfall (und damit auch im Prinzip) realisierbar sind. Ja, die
Fähigkeit, die sexuellen Kräfte im Dienste höherer Aufgaben zu
"sublimieren", ist eine grundsätzliche Möglichkeit in der Natur des
Menschen und ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Tier.
Zweifellos sollte die weitere Evolution der menschlichen Gesellschaft in dieser
bisherigen Richtung vom Tier zum Menschen weitergehen und nicht in umgekehrter
Richtung absinken, wenn die Menschheit eine Zukunft haben will.
5. Da die politische, wirtschaftliche, kulturelle, militärische und
Arbeits-Moral mit der sexuellen Moral eng zusammenhängen, gilt die von Prof.
Streeter Oxford 1935, ebenso wie von Prof. Jaspers und anderen führenden
Denkern unserer Zeit vertretene Forderung auch für diesen Sektor: Eine
Menschheit, die sich technisch entwickelt, muss sich auch moralisch entwickeln,
wenn sie der Selbstvernichtung entgehen will.
Karl Friedrich v. Weizsäcker betonte in seiner großen Rede in der Paulskirche
über die Strategie des Friedens erst vor kurzem, dass der für uns
lebensnotwendige Weltfriede nur durch eine "außerordentliche moralische
Anstrengung" erhalten werden könne.
Dies würde von den "entwickelten" Völkern eine entsprechende
Kulturpolitik gegenüber den "unterentwickelten" Nationen erfordern,
die an die besten Traditionen dieser Völker anknüpft und diese
weiterentwickeln hilft.
6. In Wirklichkeit betreiben wir aber eine geradezu umgekehrte Kulturpolitik,
durch unsere Filme, Bücher, "wissenschaftliche" Aufklärung,
Zeitschriften und durch unser eigenes Beispiel an Universitäten und Schulen, an
denen die farbige Intelligenz ausgebildet wird.
Dazu hin ist für unsere derzeitige "geistig-moralische
Entwicklungshilfe" charakteristisch, dass bei uns hergestellte Filme oft
zwei Fassungen haben, wobei eine Fassung für die Zensur durch die
Selbstkontrolle bei uns gemacht wird, während die andere für den Export in Länder
hergestellt ist, die keine Zensur haben und deshalb mit Szenen versehen werden,
die entsprechend schmutziger sind, als es selbst bei uns möglich ist. Dabei
soll die Bundesrepublik hier keineswegs führend im Westen sein.
Wenn es schon so ist, dass die meisten Filme die bei uns gezeigt werden, für
die Augen unverbildeter farbiger Menschen ein unmögliches und widerwärtiges
Bild von Charakter und Lebensweise des weißen Mannes und der weißen Frau
geben, so fragen wir, wohin soll eine derartige Zügellosigkeit und ein solcher
Missbrauch der Freiheit für uns alle führen?
Sowjetrußland und Rotchina sehen einerseits die Demoralisierung der bürgerlichen
Gesellschaft und auch die der sog. Feudalgesellschaft der Entwicklungsländer
als eine Vorstufe für die Vernichtung dieser Gesellschaft an und andererseits
schlagen sie bei sich in der Frage der Geburtenregelung durch den Appell an das
höhere ideologische Verantwortungsbewusstsein und die Beseitigung des öffentlichen
Sexualismus wirksamere Wege ein.
Die Fortsetzung Unserer bisherigen "Kultur"-politik muss deshalb
zwangsläufig die freie Welt und die Entwicklungsländer in eine Katastrophe führen.
Sie wird zur Entwicklung einer weltweiten farbigen Rassenfront der
"proletarischen Völker" (Mao Tse Tung) unter rotchinesischer Führung
ein wichtiges Argument sein. Die von uns importierte Korrumpierung eines Teils
der jetzigen Oberschicht, wird uns als Reaktion den fanatischen Haß der
unverdorbenen Teile der jungen Völker zuziehen, die eines Tages die morsche
Oberschicht beseitigt und uns alle verantwortlich macht für die jetzige
Entwicklung.
Folgerungen Teil IV
Auch wenn wir als Ärzte nicht in der Lage sind, alle Details des hier zur
Diskussion stehenden Gesamtproblems zu übersehen, weil es sich auch um
nicht-medizinische Bereiche handelt, so ist doch aus den hier angesprochenen
Zusammenhängen für jedermann ersichtlich, dass es sich bei dem Problem der öffentlichen
Sexualisierung und der Abtreibungsseuche um eine der fundamentalsten
Lebensfragen unserer Nation und unserer ganzen Welt handelt. Und weder der
Einzelne noch der Staat kann sich den praktischen Folgerungen entziehen, die wir
um unserer Kinder und um unserer Verantwortung für die Welt von morgen willen
zu ziehen haben.
Für die Bekämpfung einer geistigen Seuche gelten letzten Endes dieselben
Regeln wie bei einer sonstigen Epidemie: Der Einzelne muss geheilt werden Und
der Infektionsherd muss beseitigt werden.
Das heißt, wir müssen uns in Elternhaus, Schule und Kirche um die moralische
Gesundung der jungen und alten Generation viel mehr als bisher bemühen.
Solange aber von den modernen Massenmedien, von Fernsehen, Film, Illustrierten
usw. das, was wir versuchen, tropfenweise im Einzelfall gut zu machen, kübelweise
täglich verschüttet wird, muss der Trend nach abwärts gehen, wenn nicht auch
die Quellen der Infektion verstopft und saniert werden.
Der systematischen Zerstörung unserer moralisch-geistigen Substanz muß ebenso
entgegengewirkt werden durch die Kontrolle und Bekämpfung der
Infektionsquellen, wie dies im Falle von biologischen Seuchen selbstverständlich
ist.
Im medizinisch biologischen Bereich überlässt dies der Staat auch nicht
einfach nur dem guten Willen und der persönlichen Einsicht des Einzelnen,
sondern übernimmt durch das staatl. Gesundheitsamt die Desinfektion, die
Immunisierung und die Verhängung von Quarantäne und Isolierung der von der
Infektion befallenen Einzelnen. Wo aber bleibt die entsprechende Verantwortung
unseres Staates für die geistig-moralische Gesundheit unseres eigenen Volkes
oder die der jungen noch nicht voll entwickelten Nationen? Sind unsere
"kulturellen" Exportartikel für diese nicht immunisierten Völker
nicht ebenso gefährlich wie der Versand von Typhusbazillen?
Würde für den Filmexport in diese Nationen nicht wenigstens derselbe
bescheidene sittliche Maßstab erforderlich sein, den wir an jugendgefährdete
Schriften und Filme im eigenen Land anlegen?
Braucht es wirklich einen Skandal nach dem anderen in der westlichen Welt, einen
Verrat nach dem anderen durch Menschen, deren Charakter und Persönlichkeit
durch sexuelle Sucht und geschlechtliche Pervertiertheit zerstört wurde, um
klar zu machen, dass diese Fragen keineswegs ein isoliertes
medizinisch-psychologisches Privatproblem darstellen, sondern dass in der
modernen Weltauseinandersetzung eine einzige Dirne und der dazugehörige
Minister oder ein einziger Homosexueller an führender Stelle die Existenz
unserer Völker gefährden kann.
Wir verweisen noch auf die Forderung, die der damalige Bundeskanzler Dr.
Adenauer auf dem Deutschen Ärztetag in Mannheim zum Thema der "öffentlichen
Hygiene" machte (1963) "Daher glaube ich und ich sage das sehr überlegt,
dass wir noch daran denken müssen, gerade Sie als Ärzte und auch wir als
Politiker,... dass diese Schwemme von... schlechten Dingen nicht so über unser
Volk hereinbricht, wie das leider Gottes der Fall ist".
Der Augenblick ist unseres Erachtens unwiderruflich gekommen, wo die Entwicklung
nicht tatenlos hingenommen werden kann, sondern klare Maßnahmen erfordert.
Unterzeichnerliste der Professoren und Chefärzte von
Frauenkliniken
Prof. Dr. med., Dr. theol. h. c. Hans Neuffer, Stuttgart Ehrensenator der
Universität Tübingen.
Ehrenvorsitzender der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages.
Prof. Dr. med., Dr. h. c. Ludwig Heilmeyer, Direktor der Medizin. Universitätsklinik
Freiburg, Vorsitzender des Gründungsausschusses der Medizinischen Hochschule
Ulm.
Prof. Dr. med. Römer, Direktor der Univers. Frauenklinik Tübingen, Mitglied
des Gründungsausschusses der Mediz. Hochschule Ulm.
Prof. Dr. H. Wimhöfer, Direktor der Universitäts-Frauenklinik Freiburg.
Prof. Dr. med. Hans Runge, em. Direktor der Univ. Frauenklinik Heidelberg.
Prof. Dr. med. August Mayer em. Direktor der Univ. Frauenklinik Tübingen.
Prof. Dr. med. Pfleiderer, Direktor der Städt. Frauenklinik Stuttgart.
Prof. Dr. med. Reichenmiller Direktor der Landesfrauenklinik Stuttgart.
Prof. Dr. med. A. Jores, Direktor der II. Mediz. Universitätsklinik und
Poliklinik Hamburg-Eppendorf.
Prof. Dr. med. habil. A. Bock, Medizinaldirektor der Mediz. Klinik Ulm.
Prof. Dr. med. Spiegler, Chefarzt der Frauenklinik Ulm.
Prof. Dr. med. K. Spang, Direktor der Mediz. Klinik Kathrinenhospital, Stgt.
Prof. Dr. med. W. Scharpff, Chefarzt Bethesdakrankenhaus Stuttgart.
Prof. Dr. med. Probst, Univers. Frauenklinik Tübingen.
Prof. Dr. med. Knörr, Univers. Frauenklinik Tübingen.
Prof. Dr. med. Spechter, Univers. Frauenklinik Tübingen.
Prof. Dr. med. Schulze, Chefarzt Frauenklinik Pforzheim.
Prof. Dr. med. Augustin, Chefarzt St. Vinzentiuskrankenhaus Karlsruhe
(Frauenarzt).
Prof. Dr. med. Frau Knörr-Gärtner, Ehrenmitglied der königl. gynäkol.
Gesellschaft England, Tübingen.
Prof. Dr. med. Dr. theol. h. c., Stoevesandt, Bremen, Träger der
Paracelsusmedaille.
Prof. Dr. med. Felix Jaeger, Ludwigshafen, Chirurg.
Prof. Dr. med. Hans Luxenburger, Facharzt für Psychiatrie, München.
Dozent Dr. med. Jung, Univ.-Frauenklinik, Tübingen.
Prof. Dr. med. Carl Römer, Stuttgart, Internist.
Prof. Dr. med. Balters, Waldbröhl.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Müller, Titisee.
Prof. Dr. med. H. Huber, Direktor der Univ.Frauenklinik Kiel.
Prof. Dr. med. Braun, Kinderklinik Pforzheim.
Prof. Dr. med. L. Neuhaus, Kreiskrankenhaus Memmingen.
Prof. Dr. med. H. W. Paschen, Direktor der Frauenklinik Duisburg.
Prof. Dr. Hagemann, Frauenklinik Aachen, Marienhospital.
Prof. Dr. med. Römheld, Direktor der Mediz. Klinik Darmstadt.
Prof. Dr. med. Dr. J. Schumacher, Direktor des Medizin geschichtl. Instituts der
Univ. Freiburg.
Prof. Dr. med. K. Stürmer, Frauenarzt, Bonn/Rh.
Prof. Dr. med. Thiessen, Chefarzt, Städt. Frauenklinik, Karlsruhe.
Prof. Dr. med. Asmus Vöge, Direktor der städt. Frauenklinik Darmst.
Prof. Dr. med.Vogelsang, Augenklinik, Virchow Krankenhaus, Berlin.
Prof. Dr. med. Bohle, Direktor des Pathol. Instituts Stuttgart.
Prof. Dr. med. Tesseraux, Patholog. Institut Pforzheim.
Prof. Dr. med. Puck Frauenklinik Remscheid.
Ihre Zustimmung haben noch brieflich erklärt:
Univ.-Professor Dr. med. Meythaler, Erlangen.
Prof. Dr. Dr. Norpoth, Essen.
Univ. Prof. Dr. Dr. h. c. Knaus, Wien.
Chefärzte von Frauenkliniken:
Chefarzt Dr. med. Wittenbeck, Gynäkol. und Geburtshilfliche Abt. der Städt.
Krankenanstalten, Mannheim.
Chefarzt Dr. med. Otto Pfisterer, Frauenklinik Heilbronn.
Chefarzt Dr. med. J. Hepp, Frauenabt. Marienhospital Stuttgart.
Chefarzt Dr. med. Paul Hecklinger, Gynaekol.Geburtshilfl. Abteilung des Städt.
Krankenhauses Sindelfingen.
Chefarzt Dr. med. Otto Weinert, Gynaekol.Geburtshilfl. Abteilung des
Theresien-Krankenhauses Mannheim.
Chefarzt Dr. med. Zeitz, Gynaekol.-Geburtshilf. Abteilung des
Diakonissen-Krankenhauses Mannheim.
Chefarzt Dr. med. Schreck, Hedwigsklinik, Mannheim.
Dr. med. Teichmann, Leitender Arzt der Gynaekol. Geburtshilfl. Abteilung der
Diakonissenanstalt Schwäbisch Hall.
Dr. med. Schwoerer, Gynaekol. Geburtshilfl. Abteilung des
Diakonissenkrankenhauses Mannheim.
Chefarzt Dr. med. Roettger, Hoelderlinklinik, Stuttgart.
Der Charakter jeder Gesellschaft wird von dem Objekt ihrer Liebe
bestimmt.
Augustinus
Nachwort zur 3. Auflage
Eine Reihe der Überlegungen, die im Jahr 1964 durch die unterzeichnenden
Vertreter der deutschen Ärzteschaft mutig veröffentlicht worden sind, wurden
seitdem durch weltweite Erfahrungen bestätigt und sind inzwischen von unzähligen
Zeitgenossen aufgenommen worden.
Sex blockiert Liebesfähigkeit
Wir können es nicht als Symbol von Reifung, Mündigwerden, erfolgreich sich
bahnbrechender Aufklärung oder wachsender Bewusstheit ansehen, wenn "Sex
der populärste Nationalsport der westlichen Welt" geworden zu sein
scheint.
Das Überhandnehmen der sexuellen Thematik in allen Bereichen unserer
Gesellschaft signalisiert für viele Fachleute die Verkümmerung und Blockierung
echter Liebesfähigkeit.
Der bekannte Neurologe, Professor Viktor Frankl, legte im Herbst 1968 beim
internationalen Philosophen-Kongreß in der Wiener Universität dar, wie sehr
gerade unter dem Deckmantel der Freiheit, - auf dem Rücken der Menschen von
heute - Geschäfte gemacht werden, durch die der erkrankenden Phantasie ständig
neues Material geliefert wird.
Die Ärzte wüssten aus ihrer Praxis ein Lied davon zu singen: "Die meisten
Fälle von Potenzstörung und Frigidität sind gerade darauf zurückzuführen, dass
der Patient direkt nach Lust strebt". Das übertriebene Streben nach
sexuellem Glück und nach technischer Vervollkommnung der Liebes-Beziehung stehe
sich selbst im Wege, es raube den Rest an Unmittelbarkeit und Unbefangenheit,
der eine Bedingung normaler Sexualität sei.
Die Tatsache, dass aufgrund ständiger Nachfragen jetzt bereits die 3. Großauflage
dieser Denkschrift gedruckt werden muß, bestätigt die Prognose vom Frühjahr
1967 bei der Herausgabe der 1. Auflage: Die Debatte ist erst eröffnet!
Enzyklika als Anstoß
Millionen ist das nun spätestens nach dem 25. Juli 1968, seit der Veröffentlichung
der lang erwarteten Enzyklika Papst Paul VI. über Ehe und Geburtenregelung
"Humanae vitae" klar geworden.
Wir nehmen den Anstoß der Enzyklika und ihre Zueignung an alle Menschen guten
Willens auch außerhalb der katholischen Kirche ernst. Die Heftigkeit von
Zustimmung und Ablehnung zeigt, wie notwendig ein vermehrtes, verantwortliches
Nachdenken über diese zentrale Lebensfrage geworden ist.
In einem ausführlichen Leserbrief hat einer der evangelischen Initiatoren der
Ulmer Denkschrift (10.8.1968, Die Welt) falsche Argumentation gegen die
Papst-Enzyklika zurückgewiesen und abschließend erklärt:
"Persönlich meine ich, dass es eine kulturpolitischen Tat ersten Ranges
ist, dass Papst Paul VI. den Mut hatte - entgegen der offiziellen Gehirnwäsche
aller Massenmedien, entgegen politischen, persönlichen oder kommerziellen Wünschen,
ja in klarer Voraussicht einer nun gegen ihn einsetzenden Hetze -, an klaren,
vernünftigen und überpersönlichen Maßstäben festzuhalten und dem Trend zum
bequemen Nachgeben und Kapitulieren vor der Triebhaftigkeit die Forderung auf
charakterliche Entwicklung des modernen Menschen entgegenzusetzen."
Ende Juli hat der Papst in einer Ansprache noch einmal seine
Gewissensentscheidung erklärt. Er sagte u.a.: "Noch nie haben wir mit
solcher Schärfe wie bei dieser Gelegenheit die Last unserer Aufgabe im Dienst
der gesamten Menschheit gefühlt ... Wir möchten in der Tat hoffen, dass alle,
besonders die christlichen Eheleute -auch wenn sie den Eindruck haben, dass
unser Wort schwer zu erfüllen ist - es verstehen mögen, dass nur die Treue zum
Denken Christi diese scheinbare Strenge motiviert hat."
Das Christusgemäße ist das Sachgemäße
Christen orientieren sich an dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift, um
einen gültigen Maßstab für ihr Denken und Handeln zu gewinnen. "Was
Christum treibt" ist maßgebend.
Die Bibel aber zeigt deutlich, dass der letzte Sinn der Ehe nicht in ihr selber
und auch nicht in den Kindern liegt. Er besteht nach den Zeugnissen der Heiligen
Schrift in der partnerschaftlichen Ergänzung und inneren Formung der Ehegatten,
um miteinander Gottes Willen zu tun in gemeinsamer Verantwortung für die
Mitmenschen (2. Kor. 5, 15).
Der Würde des einzelnen und dem Wohl der Völker können wir nur in einer
Gesamtschau der unteilbaren Verantwortung gerecht werden, die zugleich nach dem
Willen Gottes fragt. Allein dessen Annahme vermag die beiden humanitären
Schutzgüter zu garantieren und zu ermöglichen, was Jesus Christus denen, die
sich an sein Wort halten, versprochen hat: "Ich bin gekommen, damit ihr
unzerstörbares Leben und volle Erfüllung finden könnt." (Joh. 10, 11)
Wir begrüßen daher alle Schritte in Richtung auf größeren
Einfluß der Gebote Gottes und des Denkens Christi in unseren Völkern und
lehnen alle Versuche in entgegengesetzter Richtung aus Liebe und Verantwortung
ab.
Horst-Klaus Hofmann
Dezember 1968
Quelle: www.aerzteaktion.de